Verpflichtende zweite Säule als Allheilmittel für Pensionen?

Bei der zweiten und dritten Säule liegt Österreich auf bzw. sogar über dem EU-Durchschnitt.

Dennoch wäre es vernünftig, mehr Menschen in der betrieblichen und privaten Altersvorsorge zu erfassen, betonen Vertreter von Versicherungen und Pensionskassen.

Im Rahmen der aktuellen Konferenz der heimischen Finanzmarktaufsicht (FMA) fand in Wien eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Stabile Altersvorsorge in turbulenten Zeiten?“ statt.

Ungeachtet der aktuellen Rahmenbedingungen bleibt die Lebensversicherung neben der staatlichen Pension die beste Vorsorge, sagt Judit Havasi, Generaldirektorin der Donau Versicherung.

Zwar ist die Lebensversicherung gerade bei jungen Menschen nicht besonders beliebt, Versicherer sind aber der Meinung, dass das nicht so sein sollte. Wichtig ist es daher, die Risiken, die eine Lebensversicherung abdecken kann, wieder zu betonen.

Auch die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge (PZV) sei nicht tot. Havasi erwartet einen neuen Schwung durch die Zinsänderung, langfristige Verträge werden eine gute Performance abliefern.

Österreicher zuversichtlicher als andere EU-Bürger

Um der veränderten Situation gerecht zu werden, betrachtet die Eiopa, die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung, sowohl Konsumenten als auch Produkte und Vertrieb, betonte Valérie Mariatte-Wood, Head of Consumer Protection Department.

Was die Konsumenten betrifft, liegt Österreich bei der zweiten Säule der Altersvorsorge im europäischen Durchschnitt. 25 % der Männer und 18 % der Frauen haben hierzulande einen betrieblichen Pensionsplan, in der EU sind dies 26 bzw. 20 %.

Besser als auf EU-Ebene sieht es bei der „dritten Säule“ aus: 24 % der Männer und 22 % der Frauen verfügen in Österreich über eine private Pensionsvorsorge, auf EU-Ebene sind es nur 23 % der Männer und 16 % der Frauen.

Sehr groß ist in Österreich die Zuversicht, sich im Alter in einer komfortablen finanziellen Situation zu befinden: 57 % der Männer und 51 % der Frauen in Österreich haben keine Angst vor der Pension, EU-weit sind dies nur 47 % der Männer und 37 % der Frauen.

Mitwirkung an stabiler zweiter und dritter Säule

Auch Stephan Korinek, bei der FMA zuständig für die Aufsicht über Versicherungsunternehmen und Pensionskassen, betont die Bedeutung der Transparenz. Wichtig ist, dass Kunden Eigenverantwortung übernehmen.

Korinek wies auch auf die Stress-Tests hin, seit Jahren hat man sich dabei auch auf den Zinsanstieg vorbereitet. Die heimischen Unternehmen sieht er jedenfalls „gut vorbereitet“, auch wenn die Realität oft die Erwartungen übertreffe.

Verpflichtende zweite Säule?

Die betriebliche Altersvorsorge ist in Österreich von den großen Unternehmen „nach unten getröpfelt“, konstatiert Günther Schiendl, Vorstand der VBV-Pensionskasse. Was fehlt, ist ein Angebot für Mitarbeiter in kleinen Unternehmen. Notwendig dafür ist es, ein entsprechendes Umfeld zu entwickeln, durch Steuergesetzgebung und einfache Verträge.

Österreich verfügt zwar über eine starke erste Säule, es ist aber vernünftig, mehr Menschen in der zweiten Säule zu erfassen. Angesichts der Tatsache, dass der Zinsendienst der Republik in Zukunft ansteigen wird, wäre es besser, „mehrere Quellen zu haben“.

Im System der „Abfertigung Neu“ ist nahezu jeder in Österreich erfasst, „was wäre daran schwierig, das auch bei den Pensionskassen zu machen?“, fragt Schiendl: Man sollte über ein Obligatorium nach Vorbild der Schweiz nachdenken.