So entwickelt sich die Kriminalität in Österreich

Deutliche Steigerungen gab es im Bereich der Internetkriminalität, aber auch Gewaltdelikte, Wirtschaftskriminalität und Organisiertes Verbrechen nahmen zu.

Die Zahl der Anzeigen ist im Vorjahr wieder gestiegen, langfristig ist aber ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Vor allem im Bereich der Eigentumskriminalität wirken sich Ermittlungsarbeit, Einsatzkonzepte und Präventionsmaßnahmen positiv aus.

Insgesamt sind im Vorjahr laut neuester Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) 488.912 Anzeigen bearbeitet worden. Das entspricht einer Steigerung gegenüber 2018 um 3,4 %.

Es sind von der Polizei im Vorjahr 304.422 tatverdächtige Personen ausfindig gemacht und angezeigt worden. Dies ist die höchste jemals registrierte Zahl.

Insgesamt hat die Polizei 2019 zum dritten Mal hintereinander mehr als jeden zweiten Fall geklärt.

Die Ergebnisse im Detail.

Schwerpunktsetzung lohnt

Autodiebstähle, Einbrüche in Häuser und Wohnungen sowie Taschendiebstahl sind zurückgegangen, so das erste Fazit.

Eine Herausforderung stellt die Bekämpfung der Internetkriminalität dar, die Zahl der Anzeigen ist in diesem Bereich weiter gestiegen.

Ausgebaut werden soll deshalb die diesbezügliche auf „Prävention und Repression“ basierende kriminalpolizeiliche Arbeit.

Hacking, Datenmissbrauch und Internetbetrug

2019 ist die Internetkriminalität um fast 45 % auf 28.439 angezeigte Delikte gestiegen. Die Aufklärungsquote ist dagegen auf 35,8 % gesunken (nach 37,4 %).

Der größte Teil der Internetkriminalität entfällt auf Internetbetrug. Zu diesem zählen unter anderem Bestellbetrug, Anlagen- und Investmentbetrug oder „Business E-Mail Compromise“ (bzw. „CEO Fraud“; das ist eine Betrugsmasche, bei der Firmen unter Verwendung falscher Identitäten zur Überweisung von Geld manipuliert werden). Es sind 16.831 Anzeigen erfolgt, um 26,3 % mehr als ein Jahr davor.

Auf „Cybercrime im engeren Sinn“ entfielen 7.622 Anzeigen, was mehr als eine Verdoppelung bedeutet.

Es ist auch zukünftig eine Zunahme der Anzeigen in diesem Bereich zu erwarten, so das Bundeskriminalamt. Gründe dafür sind, dass auch bei klassischen Deliktsformen die Informationstechnologie verstärkt als Tatmittel eingesetzt wird und der Zugang zu Schadsoftware einfacher wird.

Eigentumskriminalität weiter gesunken

Nachdem die Anzeigen im Bereich der Eigentumskriminalität im Jahr 2018 um 12,0 % zurückgegangen waren, sank die Zahl 2019 erneut. Insgesamt hat es 164.080 Anzeigen gegeben, um 4,4 % weniger als 2018 und um 33 % weniger als im Jahr 2010.

Ein deutlicher Rückgang wurde bei Einbrüchen in Wohnhäuser und Wohnungen verzeichnet. 8.835 Anzeigen bedeuten ein Minus von 9,7 % im Vergleich zu 2018. 2010 waren noch 15.643 solcher Einbrüche angezeigt worden.

Analyse- und Ermittlungsarbeit der Polizei insbesondere im Zusammenhang mit Dämmerungseinbrüchen, umfassende Einsatzkonzepte und aktive Präventionsmaßnahmen machen sich nun bemerkbar.

Noch stärker zurückgegangen ist die Zahl der angezeigten Taschen- und Trickdiebstähle: Die Zahl der Fälle sank 2019 um 15,2 % auf 17.218. Der „enorme Rückgang“ in den letzten zehn Jahren (2010: 44.359 Anzeigen) ist durch Prävention und Eigenverantwortung erreicht worden.

Kfz-Diebstähle in zehn Jahren halbiert

Ebenfalls rückläufig, wenngleich nur um 1,3 %, war die Zahl der Anzeigen wegen Diebstahls von Kraftfahrzeugen. Mit 2.194 Anzeigen ist ein Zehn-Jahres-Tiefststand erreicht worden, 2010 gab es in diesem Bereich noch 4.402 Anzeigen.

Zunehmende Wirtschaftskriminalität

Seit Jahren steigt hingegen die Wirtschaftskriminalität kontinuierlich an. 71.112 Anzeigen bedeuten gegenüber 2018 eine Zunahme um 24,9 %, gegenüber 2010 eine um 57 %. Der größte Teil davon waren Betrugsdelikte (43.887 Anzeigen, 2018: 36.229).

Insbesondere der „Polizistentrick“ – Betrüger geben sich als Polizisten aus, behaupten, Bargeld oder Schmuck des Opfers „sichern“ zu müssen und holen diese vor Ort ab – führte 2019 zu einem Anstieg des Trickbetrugs um 52,5 % auf 4.464 Anzeigen.

Einen Schwerpunkt der polizeilichen Ermittlungsarbeit bildete die flächendeckende Bekämpfung des Sozialleistungsbetrugs. 2019 wurden in diesem Bereich 2.255 Anzeigen bearbeitet.

Steigerungen bei Gewalt und organisierter Kriminalität

Gewaltdelikte haben 2019 um 5,3 % zugenommen. Von den 73.903 angezeigten Delikten konnten 85 % aufgeklärt werden, was einen neuen Höchststand bedeutet. Es sind im Vorjahr 65 Morde begangen worden, in 39 Fällen davon waren die Opfer Frauen.

Eine leichte Zunahme um 1,3 % auf 948 Anzeigen wurde bei Vergewaltigungen verzeichnet, eine etwas stärkere bei Raubdelikten (2.155 Anzeigen, +11,8 %).

Zuwächse registrierte die Polizei auch im Bereich der organisierten Kriminalität. So wurden 2019 insgesamt 119 Fälle krimineller Vereinigungen angezeigt, ein Jahr zuvor waren es 79 Anzeigen. Leicht gestiegen ist auch die Zahl der „Schlepper“: von 223 auf 242. Zudem gab es 65 Anzeigen wegen Menschenhandels.

Und was Suchtgiftdelikte betrifft: Im Vorjahr wurde mit 43.329 Fällen ein Anstieg um 5,6 % verzeichnet. Grund dafür ist u.a. der „einfache Zugang zu Online-Plattformen“ im Internet.