Ist Nachhaltigkeit für die Österreicher ein Grund zum Anbieterwechsel?

Ein (noch) kleiner Teil wäre bereit, für ein nachhaltiges Finanzprodukt allenfalls auch höhere Kosten zu tragen.

„Nachhaltigkeit“ wäre tatsächlich nur für den geringeren Teil der Versicherungskunden ein Grund, ein Institut weiterzuempfehlen oder zu einem solchen zu wechseln, besagen Ergebnisse einer aktuellen FMVÖ-Umfrage.

Inwiefern sind Kunden im Finanzsektor bereit, die Nachhaltigkeit eines Unternehmens und seiner Produkte zum Kriterium für Investitionsentscheidungen zu machen? Dem ist das Marktforschungsinstitut Telemark Marketing im Auftrag des Finanz-Marketing Verbandes Österreich (FMVÖ) im April und Mai im Rahmen einer Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit österreichweit nachgegangen. Die Analyse basiert auf den Antworten von 592 Bank- und Versicherungskunden (davon 587 Versicherungskunden) in einem Alter ab 18 Jahren.

Anbieterwechsel für mehr Nachhaltigkeit?

Wenn ein Versicherer diverse Maßnahmen als Ausdruck nachhaltigen Agierens verwirklichen würde, wäre das ein Grund, zu so einem Versicherer zu wechseln? Ein Fünftel (19,4 %) antwortet: „Wahrscheinlich.“ Für etwas mehr als die Hälfte ist es „unwahrscheinlich“, für das restliche Viertel immerhin „möglich“.

Weiterempfehlung für nachhaltige Anbieter?

Und würden die Befragten einen solchen Versicherer Freunden und Bekannten weiterempfehlen? Auf einer Skala von 0 („sehr unwahrscheinlich“) bis 10 („sehr wahrscheinlich“) ordnen sich 29,8 % den Stufen 9 oder 10 zu, vier von zehn Befragten den Stufen 0 bis 6.

Da nur Antworten der Stufen 9 und 10 als „Promotoren“ gewertet werden, also als Personen, von denen eine aktive Empfehlung auch tatsächlich erwartet werden kann, fällt das Ergebnis insgesamt eher bescheiden aus.

Telemark-Marketing-Geschäftsführer Robert Sobotka gibt bei alldem aber zu bedenken, dass Nachhaltigkeit nicht der einzige Faktor ist, sich für oder gegen einen Anbieter auszusprechen. Andere Argumente sind etwa Beratung und Schadenerledigung, ein Wechsel ist außerdem ein langfristiger Prozess.

Mehrkosten für nachhaltiges Finanzprodukt?

Aus dem Supermarkt kennt man, dass Bio-Produkte auch gerne einmal deutlich mehr kosten als herkömmliche Erzeugnisse. Wie groß ist die Bereitschaft, auch bei Finanzdienstleistungen allfällige Mehrkosten in Kauf zu nehmen?

Hier wurde eine „projizierende“ Fragestellung gewählt. Gefragt wurde nicht, ob man selbst dazu bereit ist, sondern, von wie vielen Bank- und Versicherungskunden man glaubt, dass sie für mehr Nachhaltigkeit auch mehr Kosten tragen würden. Das Resultat im Median: 10 %.