Heimische KMU unterschätzen Naturgewalten
Mehr als 500 Millionen Euro an Schäden sind durch Naturkatastrophen im Vorjahr in Österreich entstanden. Insbesondere Klein- und Mittelunternehmen unterschätzen die Risiken, denen sie ausgesetzt sind, wie eine aktuelle Studie des KFV zeigt. Vielen Unternehmen fehlen Informationen, vor allem auch vor Investitionsentscheidungen.
Mit Ausnahme von Erdbeben hat es im Vorjahr „alles“ gegeben, die Schäden erreichten hierzulande eine Höhe von mehr als 500 Mio. Euro.
Othmar Ederer, Vizepräsident des Versicherungsverbandes (VVO), ist es diesbezüglich ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass es Möglichkeiten gibt, Präventionsmaßnahmen einzuleiten: „Je besser die Präventionsmaßnahmen sind, desto leichter ist es, Versicherungsschutz zu gewähren.“
Volkswirtschaftlicher Schaden
Das Hochwasser von 2002 verursachte Schäden von rund vier Mrd. Euro, was seinerzeit zu einem merklichen Einbruch des Wirtschaftswachstums geführt hat.
Und auch heuer ist wieder mit hohen Schäden zu rechnen, die Gewitter- und Blitzsaison liegt noch vor uns. Langfristig muss man von mehr als 200 Mio. Euro pro Jahr ausgehen.
Unternehmen zu wenig vorbereitet
Während Studien zeigen, dass das Risikobewusstsein der Privathaushalte stetig steigt, trifft dies auf heimische KMU nicht zu, so Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV).
In einer aktuellen Studie hat das KFV 500 österreichische Klein- und Mittelunternehmen, die ihren Sitz allesamt in Gefährdungsgebieten haben, zu ihrer Risikoeinschätzung befragt.
Demnach glaubt nur knapp mehr als die Hälfte der Betriebe in Gemeinden mit Hochwasser-Gefahrenzonen, dass für sie ein Risiko besteht. Und 59 % der KMU in Gefahrenzonen haben laut Studie keine konkrete Vorgehensweise für den Katastrophenfall geplant.
Hohe Schäden bei KMU
Dabei ist ein Drittel der KMU schon einmal direkt durch die Folgen eines Extremwetterereignisses betroffen gewesen, bei 27 % von ihnen war der Schaden dabei so hoch, dass es zu einer Betriebsunterbrechung gekommen ist.
Vor allem im Produktionssektor ist ein Ausfall der Leistung für viele Betriebe existenzbedrohend. Dazu kommt, dass die wenigsten Betriebe um Mittel aus dem Katastrophenfonds ansuchen.
Unterschätzte Gefahr Blitzschlag
Häufig unterschätzt wird auch die Gefahr von Blitzeinschlägen. Derer gibt es in Österreich zwischen 100.000 und 200.000 jährlich, rechnet Gerhard Diendorfer, Leiter des österreichischen Blitzortungssystems Aldis, vor. Blitze sind „absolut unvorhersehbar“, so Diendorfer.
Im Jahr 2017 beispielsweise sind Blitze für fast 19 % aller Brände verantwortlich gewesen und haben Brandschäden von mehr als 16 Mio. Euro verursacht.
Praktisch jedes Unternehmen verfügt heute über elektronische Geräte, die bereits dann Schaden nehmen, wenn ein Blitz in der Nähe eines Gebäudes einschlägt. Blitzstrom- oder Überspannungsableiter können hier Schutz bieten.
Wirksamer Blitzschutz
Sachschäden durch Blitze machen aber nur einen kleinen Teil der Gesamtschäden aus, teuer wird es, wenn es etwa zu einem Produktionsausfall kommt.
Diendorfer rät daher Unternehmen, Geräte nicht im Baumarkt einzukaufen. Sinnvoll ist es, einen Fachmann mit der Erstellung eines Schutzkonzepts zu beauftragen.
Häufig fehlt es aber am Bewusstsein, dass man einem Risiko ausgesetzt ist: Wenn das System funktioniert hat, bemerkt man es nicht – nur wenn ein Schaden passiert, entsteht eine Negativstimmung.
Wie sich Unternehmen informieren können
Versicherer können „solide Grundinformationen“ für KMU bereitstellen, betont Ederer.
Die Plattform „Hora“ etwa, die Auskunft über das Risiko von Hochwasser, Blitzschlag oder Schneelasten für jeden beliebigen Standort in Österreich gibt, wird täglich 800 Mal genützt.
Dennoch müsste die Inanspruchnahme deutlich höher sein: geht es doch um das eigene Unternehmen. Keinesfalls sollte man daher auf einen umfassenden Versicherungsschutz verzichten.