Großes Unfallrisiko: moderne Kommunikationstechnik
Fast 30 % aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden haben ihre Ursache in der Ablenkung des Fahrers.
Die Bedienung mobiler und verbauter Technik in modernen Autos erhöht das Unfallrisiko um rund die Hälfte. Besonders junge Autofahrer lassen sich ablenken.
Die Allianz macht in einer aktuellen Ausendung auf die Gefahren aufmerksam, die Autofahrern durch Ablenkung drohen. Vor allem die Nutzung moderner Technik hat als Quelle der Ablenkung in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
Ablenkung ist in Österreich mit 29,5 % die häufigste Ursache für Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden. Sie ist für rund 10.000 solcher Unfälle pro Jahr verantwortlich. Wäre die volle Aufmerksamkeit auf das Fahren gerichtet, ließe sich vermutlich ein Viertel der Verkehrstoten vermeiden.
Besonders ablenkungsgefährdet sind junge Autofahrer zwischen 18 und 24 Jahren; 30 % von ihnen geben an, während der Fahrt mit dem Handy in der Hand zu telefonieren, rund jeder zweite schreibt oder liest Textnachrichten während der Fahrt – ebenfalls mit dem Telefon in der Hand.
Massive Zunahme mobiler und verbauter Technik
Trotz langjähriger Sicherheitsarbeit hat Ablenkung im Straßenverkehr nicht jene soziale Ächtung erfahren wie alkoholisiertes Fahren. Insbesondere wird die Verwendung eines Mobiltelefons am Steuer „eher als Gewohnheitsrecht empfunden“.
Bedien- und ableserelevante Kraftfahrzeugtechniken sind in ihrer Komplexität in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Die Verfügbarkeit mobiler oder verbauter Technik hat sich seit der Vorgängerstudie im Jahr 2016 massiv erhöht.
Durch die Bedienung moderner Kommunikations-, Unterhaltungs- und Komforttechniken während der Fahrt erhöht sich das Unfallrisiko um die Hälfte, erklärt Christoph Marek, Vorstand für Versicherungstechnik der Allianz Österreich.
Immer mehr Autofahrer empfinden die Nutzung technischer Funktionen, die nicht der Fahrzeugführung dienen, als selbstverständlich; zwar sind vielen die daraus resultierenden Gefahren bekannt, diese Einsicht wird aber nicht auf den Fahralltag übertragen.
Handy-Verwendung während der Fahrt
2021 wurden in Österreich 128.489 Handyverstöße beim Autofahren registriert. Dabei hat sich einzig das Telefonieren mit dem Handy in der Hand seit 2016 reduziert.
Deutlich zugenommen hat in Österreich das Verfassen von Textnachrichten mit dem Handy in der Hand (von 7 % im Jahr 2016 auf 23 % im Jahr 2021) und das Lesen von Textnachrichten (von 13 auf 21 %).
Darüber hinaus werden Handys oder andere elektronische Geräte während der Fahrt immer häufiger auch zum Spielen, Musikauswählen, Bilderansehen oder Websurfen genutzt.
Gefahren durch eingebaute Technik
Seit 2016 hat sich der Anteil der Fahrzeuge mit einem zentralen Sichtfelddisplay zur Bedienung von Kommunikations-, Unterhaltungs- und Komfortfunktionen von rund einem Drittel auf die Hälfte gesteigert.
So haben die Autoradiobedienung über das Bordcomputermenü und die Bedienung des Navigators massiv zugenommen. Auch Sprachsteuerung, Touchscreen und Fahrassistenzsysteme können Autofahrer irritieren.
Einige dieser Funktionen sind sehr riskant. So wird das Unfallrisiko durch die Bedienung des Bordcomputers um 44 %, durch die Bedienung des Autoradios über den Bordcomputer sogar um 89 % erhöht.
Laut Allianz-Studie nutzen 24 % der Befragten Fahrassistenzsysteme dazu, andere Tätigkeiten auszuführen. Wer aber beispielsweise dem Spurhalteassistenten die Fahraufgabe übergibt und die Zeit für andere Dinge nutzt, erhöht sein Unfallrisiko um 56 %.
Welche Maßnahmen akzeptiert werden
Eine deutliche Mehrheit der Befragten akzeptiert strengere Maßnahmen bei Verstößen, wie verpflichtende Schulungsmaßnahmen (67 %), Handyblitzer am Straßenrand (61 %), eine strengere Fahrverbotsverhängung (57 %) oder höhere Bußgelder (55 %).
Skeptisch zeigen sich die Studienteilnehmer dagegen gegenüber elektronischer Lenkerüberwachung durch Innenraum-Sensorik. Nur 39 % befürworten eine Kamera- oder Infrarotabtastung von Augen, Gesicht oder Kopf zur Erkennung von Ablenkung.