Frauen sind die Hochrisikogruppe, wenn es um Berufsunfähigkeit geht

Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt, Teilzeitbeschäftigung, Mehrfachbelastung durch Haushalt und Familie.

Mehrere Faktoren bewirken, dass Frauen besonders exponiert sind, was das BU-Risiko betrifft.

Die Lebenserwartung von Frauen und Männern steigt in Österreich erfreulicherweise seit Jahren an und die Menschen werden dem folgend immer älter. Diese positive Entwicklung wird vor allem durch die Fortschritte in der Medizin sichtbar.

Gleichzeitig leiden aber auch zwei Drittel der Bevölkerung an chronischen Erkrankungen und Gesundheitsproblemen.

Obwohl Frauen eine höhere Lebenserwartung aufweisen, verbringen sie mehr Jahre in schlechter Gesundheit als Männer, vor allem beim Thema Psyche. Frauen zeigen auch ein anderes Gesundheits- und Risikoverhalten als Männer.

In Summe führt die Krankheitslast chronischer Erkrankungen laut dem Gesundheitsbericht des Sozialministeriums dazu, dass Frauen derzeit 19,5 und Männer 16,4 Lebensjahre in mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit verbringen. Für die Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind ungleiche Verhältnisse und andere Verhaltensweisen für gesundheitliche Unterschiede (mit)verantwortlich.

Ungleichheit zwischen den Geschlechtern

Trotz Fortschritten bei politischen Maßnahmen besteht die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern auf dem Arbeitsmarkt und zu Hause fort. Vor allem Frauen sind vielfach einer Mehrfachbelastung ausgesetzt.

Wer kümmert sich um die Kinder, wenn diese krank sind und deshalb nicht in die Krabbelstube, den Kindergarten oder in die Schule können und zudem vielleicht die Großeltern nicht aufpassen können oder gar nicht in der Nähe wohnen? Vermutlich die Mütter. Wer schmeißt neben Arbeit und Kinderbetreuung in der Regel auch noch den Haushalt? Es sind zumeist die Frauen.

Auch wenn die gesellschaftliche Gleichstellung von Politik und Entscheidungsträgern vorangetrieben wird, so sieht dies im täglichen Leben dennoch oft anders aus. Sich um andere zu kümmern und sie zu pflegen – das sind Tätigkeiten, die nach wie vor traditionell Frauen erledigen und nur zu einem geringen Anteil von Männern erledigt werden. „Mental Load“ ist längst ein Begriff, der auch in der breiten Gesellschaft angekommen ist.

Das Teilzeit-Problem

Die Erwerbstätigenquote von Frauen liegt inzwischen zwar bei mehr als 67 %, ein Großteil arbeitet aber in einem Teilzeitjob. Berufe im Handel, in der Pflege oder auch im Bereich der Kindererziehung werden traditionell immer noch als Frauenberufe angesehen und gehören nicht zu den bestbezahlten Berufsbildern am Arbeitsmarkt.

Die hohe Teilzeitquote bei Frauen ist nicht zuletzt mit der unbezahlten Betreuungsarbeit für Kinder und pflegebedürftige Angehörige und den bereits beschriebenen traditionellen Rollenbildern zu erklären. Frauen arbeiten oft über viele Jahre in Teilzeit und verzichten damit auf ein angemessenes eigenes Einkommen sowie berufliche Aufstiegschancen.

Die lange Teilzeittätigkeit wirkt sich auch auf die Alterspension negativ aus und vielfach geht damit Altersarmut für Frauen einher. Jede fünfte Frau ab 65 Jahren ist in Österreich armutsgefährdet. Geld für die Gesundheit ist da de facto nicht vorhanden.

Wenn Mehrfachbelastung auf die Gesundheit schlägt

Umso schlimmer ist die Situation, wenn durch die Mehrfachbelastung gesundheitliche Probleme dazu führen, dass die allumsorgende Mutter plötzlich ausfällt und nicht mehr fähig ist, ihren vielen Tätigkeiten und Aufgaben nachzukommen.

Scheiden Frauen aufgrund gesundheitlicher Probleme vorzeitig aus dem aktiven Erwerbsleben aus, verschlechtert sich ihre finanzielle Situation nochmals drastisch.

Fast niemand ist hierfür privat mit einer BU-Versicherung abgesichert. Geringe Einkommen, unbezahlte Sorgearbeit von Kindern und Angehörigen und geringe Pensionszahlungen sind ein grundsätzliches Problem, von dem sehr viele Frauen betroffen sind.

Viele von ihnen sind nicht nur im Alter armutsgefährdet, sondern leben über einen langen Zeitraum an oder unterhalb der Armutsgrenze.

Innerhalb der Gruppe von Frauen sind Alleinerzieherinnen, Frauen mit Behinderungen sowie Frauen mit Migrationshintergrund und alleinlebende ältere Frauen besonders von Armut betroffen.

Risiko Armut

Der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit ist seit Langem bekannt und vielfach in Studien belegt. Nicht nur erhöht eine schlechte Gesundheit oder Krankheit das Risiko, zu verarmen, sondern umgekehrt bewirkt Armut auch eine schlechtere Gesundheit.

Aus diesen Gründen sollten vor allem Frauen als Hochrisikogruppe gegen die finanziellen Risiken einer Berufsunfähigkeit unbedingt abgesichert werden.