Die staatliche Pensionsvorsorge ist wieder in der Kritik
Es wurde wieder Kritik an der Leistungsfähigkeit des Pensionskassensystems laut, unter anderem seitens des Pensionistenverbandes.
Der Schutzverband der Pensionskassenberechtigten hält es überhaupt für „gescheitert“. Der Fachverband der Pensionskassen hingegen meint, „polemische Kritik an kapitalgedeckter Vorsorge aufgrund einzelner Altverträge“ sei ungerechtfertigt. Die Agenda Austria plädiert indes für mehr Aktienveranlagung und ein verpflichtendes betriebliches Pensionssystem.
Zuletzt ist wieder neuer Schwung in die Debatte um das Pensionssystem gekommen – und letztlich auch die Altersvorsorge außerhalb der ersten Säule.
So wurden etwa wieder die Pensionskassen thematisiert. Im ersten Quartal waren laut Finanzmarktaufsicht (FMA) mehr als 933.114 Personen anwartschafts- und über 146.000 Personen bereits leistungsberechtigt.
Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverbandes Österreich (PVÖ), wird so zitiert, dass der Auszahlungsbetrag in vielen Fällen immer weniger werde.
David Mum von der Gewerkschaft GPA verweist darauf, dass früher höhere Rechenzinssätze angenommen worden seien. Er verweist auch auf bereits negative Veranlagungsperformances. GPA-Vorsitzende Barbara Teiber plädiert für Änderungen in der zweiten Säule.
„Schaffen es nicht, die Pensionslücke zu schließen“
Peter Weller, Obmann des Schutzverbandes der Pensionskassenberechtigten (Pekabe) meint: „Die Pensionskassen schaffen es nicht, die Pensionslücke zu schließen.“ Es komme wiederholt zu Kürzungen, das System sei „letztlich gescheitert“.
Pensionskürzungen hätten dazu geführt, dass „oft mehr als die Hälfte der ursprünglichen Pension für immer verloren ist“, so Weller. Unter anderem fordert der Verband Wahlfreiheit in Bezug auf das Veranlagungsmodell und steuerliche Maßnahmen als Verlustausgleich.
Auch eine Auszahlung des Deckungskapitals „zumindest bei jenen Berechtigten, die bereits Pensionskürzungen erlitten haben, wenn keine anderen Lösungen möglich sind“, wird gefordert. „So kann man jedenfalls den weiteren vorhersehbaren Verlusten entgegenwirken.“
Pensionskassen: „Unverzichtbarer Bestandteil“ der Vorsorge
Daraufhin reagierte der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen. „Im Durchschnitt erhalten Bezieher einer Zusatzpension durch die betriebliche Altersvorsorge 421 Euro im Monat – und zwar 14-mal pro Jahr“, sagt Geschäftsführer Stefan Pichler. Die zweite Säule sei deshalb „ein unverzichtbarer Bestandteil der österreichischen Altersvorsorge“.
Nur ein Teil der Bezieher einer Pensionskassenpension habe noch einen Altvertrag mit hohen Rechnungszinsen. Dieses System sei bereits 2013 reformiert worden; wer seit 2013 ins Pensionskassensystem gekommen ist, habe keine Kürzungen.
Das neue System sei „äußerst erfolgreich“. 2023 hatten die betrieblichen und überbetrieblichen Pensionskassen in Summe 6,41 % Performance erzielt. Über die letzten zehn Jahre waren es laut FMA durchschnittlich 3,3 % pro Jahr.
Als Fachverband lade man alle Sozialpartner zu einer „Optimierung“ des Pensionskassensystem ein. „Wir plädieren jedoch dafür, in Wahlkampfzeiten nicht in Parteipolemik zu verfallen“, so Pichler.
Agenda Austria: Nicht zu viel, sondern zu wenig Geld in Aktien
Auch die Agenda Austria meldete sich zu Wort. Dass die erzielte Rendite gesunken ist, liege auch daran, dass in Österreich konservativ veranlagt werde, heißt es in einer Stellungnahme.
Großteils werde gerade nicht in den Aktienmarkt investiert, sondern zu sehr auf Staatsanleihen gesetzt, „und das war in Zeiten von Nullzinsen ein Verlustgeschäft“. Nur 38 % lägen in Aktien. „Der Fehler ist also nicht, dass zu viel, sondern dass zu wenig Geld am Aktienmarkt veranlagt wird.“
„Verpflichtendes betriebliches Pensionssystem“
Da die betriebliche Vorsorge tatsächlich nicht so performe, „wie sie könnte“, sollte nach Ansicht des Thinktanks ein „verpflichtendes betriebliches Pensionssystem“ eingeführt werden.
Zum Teil sollte sich diese aus den Beiträgen der ersten Säule finanzieren, zudem sollten Arbeitgeber und -nehmer einen Teil des Bruttoeinkommens dort einzahlen, wird das Modell skizziert.
Im Gegenzug sollten Abgaben wie Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) oder Beiträge zur Wohnbauförderung gestrichen und aus dem „allgemeinen Steuertopf“ finanziert werden. Außerdem sollte die derzeitige Regelung der Abfertigung neu in das System integriert werden.
Die Gelder seien dann „ähnlich wie in den nordischen Ländern“ am Kapitalmarkt zu veranlagen. „Entgegen der landläufigen Meinung“ sei eine Veranlagung in Aktien langfristig „das wertsteigernste Investment“.
Wie auch immer: Besprechen Sie sich mit Ihrem Berater – um die für Sie bestmögliche Pensionsvorsorge zu finden.